Der Bereich der Übersetzung, wie die meisten Berufsfelder, ist voller Nischen und Teilbereiche. Wie und weshalb entscheiden sich Übersetzer für einen Spezialgebiet? Welche Vorteile und Risiken bestehen für Übersetzer und Kunden? Und für welche Formen der Spezialisierung interessiert sich GST im besonderen Maße? Lesen Sie weiter, um all das herauszufinden!
Die Wahl eines Spezialgebiets
Die meisten Übersetzer müssen sich in irgendeiner Form spezialisieren. Selbst der beste „Alleskönner“ ist nicht dazu in der Lage, Fachübersetzungen in facettenreichen Bereichen wie Ingenieurswesen, Medizin, Marketing, Recht und Wirtschaft anzubieten. Tatsächlich ist auch innerhalb dieser einzelnen Bereiche sehr viel Differenzierung nötig. Gesellschaftsrecht unterscheidet sich stark von Strafrecht und die Sprache der gewöhnlichen Buchhaltung ist weit von der Terminologie globaler Aktienmärkte entfernt.
Expertise: Hintergrund oder Ziel?
Ein offensichtlicher Grund, weshalb sich Übersetzer zu bestimmten Expertenbereichen hingezogen fühlen, ist weil sie in einem Arbeitsfeld bereits Erfahrung haben. Nicht selten sind Übersetzer Quereinsteiger, die vorher in einem anderen Beruf gearbeitet haben. Sie haben beispielsweise Biologie, Ingenieurwesen oder Kunstgeschichte studiert und waren vielleicht sogar in einer Fremdsprache in einer einschlägigen Profession tätig.
In anderen Fällen ist eine Spezialisierung in der Nachfrage begründet. Ein klassisch ausgebildeter Musiker mag sich perfekt für die Übersetzung von Orchesterprogrammen eignen, doch solche Aufträge allein wären wahrscheinlich nicht genug zum Leben. Da kann es sehr ratsam sein, eine solche Spezialisierung durch eine weitere, gefragtere zu ergänzen.
Idealerweise ist eine Spezialisierung an die Interessen des Übersetzers gekoppelt. Jemand, der seinen Buchhaltungsjob aufgibt, weil er ihn hasst, sollte sich wahrscheinlich nicht für eine Karriere als Wirtschaftsübersetzer entscheiden. Doch brennt ein Übersetzer für Ökologie, ist es sicherlich ratsam, sich Expertise in der Welt umweltfreundlicher Technologien anzueignen: Damit könnte er seine persönlichen Interessen mit einer zukunftsträchtigen Industrie vereinen.
Doch nicht immer lassen sich Interesse und Können optimal verbinden. Deshalb sollten sich Übersetzer ausprobieren, um ihre Stärken zu ermitteln – sie könnten überraschende neue Fähigkeiten entdecken.
Vorteile der Spezialisierung
Die Vorteile für Übersetzer, die sich spezialisieren, sind klar:
- – sie können sich dadurch von der Masse abheben,
- – sie können gezielter um Aufträge werben und
- – letztendlich können sie durch ihre Fachexpertise Recherchezeit sparen, wodurch das Übersetzen effizienter wird. Dies ist ein wichtiger Aspekt bei Freiberuflern, die häufig nach Wort oder Zeile bezahlt werden
Doch was sind die Vorteile für Unternehmen und Agenturen? Die größten sind:
- – Sicherheit, denn sie können auf korrekte Fachtermini zählen
- – Stammübersetzer, an die man sich bei bestimmten Themen wenden kann. Dadurch können Einheitlichkeit und Kontinuität gewährt werden, was beispielsweise bei der Einhaltung von Unternehmenssprache wesentlich ist.
Spezialisierung scheint also eine Win-Win-Situation zu sein. Doch es gibt auch potenzielle Stolperfallen, über die sich alle Parteien im Klaren sein müssen.
Nicht alles auf ein Pferd setzen
Zwar ist Spezialisierung häufig sinnvoll und bis zum gewissen Punkt unvermeidbar, doch sowohl Übersetzer als auch Unternehmen und Agenturen sollten ihre Optionen offenhalten.
Spezialisiert sich ein Übersetzer zu sehr, könnte er Probleme kriegen, wenn die Auftragslage in dem kleinen Feld plötzlich zusammenbricht. Das passiert auch meistens schneller als man denkt: Übersetzer und Dolmetscher, die auf den Gebieten Tourismus und Events spezialisiert sind, hatten wahrscheinlich kein gutes Jahr 2020.
Ähnliches kann der Fall sein, wenn sich ein Unternehmen oder eine Agentur in einem bestimmten Bereich zu sehr auf zu wenige Übersetzer verlässt. Falls diese Übersetzer in Rente gehen oder aus irgendeinem anderen Grund nicht mehr zur Verfügung stehen, kann das zu Schwierigkeiten führen.
Wie so oft in der modernen Arbeitswelt sind Flexibilität sowie Lern- und Entwicklungsbereitschaft die Schlüssel zum Erfolg.
Nie das Wichtigste vergessen: Sprache
Bei all diesem Gerede um Expertise ist es wichtig zu betonen, dass das Produkt der Übersetzung Sprache ist. Es ist nicht zwingend notwendig, dass ein Übersetzer einen einschlägigen beruflichen Hintergrund hat. Außerdem sollte man die Fähigkeit, komplexe Texte gut zu übersetzen, nicht mit tatsächlichen Fachkenntnissen verwechseln.
Beispielsweise mag ein Chirurg in der Lage sein, komplizierte Operationen durchzuführen, doch ohne ausreichende Kenntnisse der Ausgangs- oder Zielsprache könnte ihm eine Übersetzung zu „seinem“ Thema trotzdem Probleme bereiten. Recherche, neben der Bereitschaft und Fähigkeit zu lernen, können jemanden zu einem besseren Übersetzer machen als jemand, der in diesem Bereich arbeitet, aber nicht gut schreibt.
Auch das sollten Agenturen und Kunden stets im Hinterkopf behalten.
GST und Spezialisierung
Neben Kernbereichen wie Patenten und Bildung hat GST – zusammen mit einem großen Netzwerk angestellter und freiberuflicher Übersetzer – Zugang zu Expertise auf vielen weiteren komplexen Gebieten. Wir sind immer daran interessiert, mit neuen Übersetzern zu arbeiten, die die richtige Mischung aus Fachwissen und sprachlichem Talent mitbringen, um hochwertige Übersetzungen für unsere breite Kundenbasis anzubieten.
(N.B., 2021)
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